Ein paar Tipps für gute Aktfotos

von Peter Schumacher


Ich beschäftige mich nun schon einige Jahre fotografisch mit diesem großen Thema der Fotografie. Da sind neben vielen Bildern auch manche Erkenntnisse entstanden. Hier ein paar Tipps: Um das Thema „Akt“ umzusetzen, braucht man natürlich jemand, der mitmacht. Da gibt es Models „von der Stange“ (also die „Bezahl-Models“) und die Mädels, die schüchtern fragen: „kannst Du mal ein paar Bilder von mir machen - so ganz ohne was an?“ oder die, die man als Fotograf selbst mal anspricht:
„Kannst Du dir vorstellen…?“ Zunächst zum fertigen Foto: Auf dem Bild muss nach einer Fotosession zu sehen sein:

  • Eine Idee, das Thema also. Thema in der Aktfotografie sollte auf keinen Fall „ein Stück Fleisch, bespannt mit Haut, mit Erhebungen und Vertiefungen“ sein und

  • dass das Modell in den Fotoprozess einbezogen wurde, also nicht nur sein Fleisch ablieferte.

Der Betrachter des fertigen Werkes muss die Idee / die Aussage des Bildes („Was will mir der Autor sagen?“) nachvollziehen können - er will einen „Aha-Effekt“ haben, und muss das Wesentliche schnell erfassen können. Die Abgebildete muss den Betrachter über das fertige Bild ansprechen und ihm die Geschichte, die hinter dem Bild steckt, mit ein paar Worten wortlos erzählen können. Zweidimensional und lautlos.
  • Das Mädel war zu teuer… (nur beim Bezahl-Models)
  • Der Fotograf hat keine „Verbindung“ zum Model aufgenommen oder (noch) keine gefunden
  • Der Fotograf verstrickt sich in seinen eigenen Ideen oder weiß sich nicht klar selbst zu strukturieren
  • Der Fotograf will etwas, das das Model nicht kapiert hat, oder es ihm unangenehm ist
  • Der Fotograf ist zu sehr mit seinem Equipment beschäftigt, bzw. die Bedienungsanleitung der Kamera ist noch ein Buch mit 7 Siegeln - Da kommt sich sein Model schnell deplatziert vor. Es ist nämlich nicht Beiwerk der Session, sondern die Hauptsache, sprich Hauptperson!
Das Model steht auf der „einen Seite“, der Fotograf „auf der anderen“. Dazwischen ist so etwas wie eine Trennscheibe. Es gilt diese zu beseitigen, bzw. durchsichtig zu machen. Scheibe, im wahrsten Sinne ddes Wortes: Betatschen ist nicht. Es sei denn es ist eine klare Vereinbarung zwischen beiden getroffen worden. Als Aktfotograf muss ich sensibel sein: Geht das was ich mir vorgenommen habe
  • überhaupt?
  • mit diesem Modell, das da gleich nackt vor mir steht? - Und die Hände in keine Taschen mehr vergraben kann. Auch wenn das Modell passt: geht das heute? (nicht bei Bezahl-Model)
  • Liegt das was ich mir als Fotograf vorgenommen habe, diesem Modell überhaupt? (erotisch sein auf Kommando kann nicht jede!)
  • Habe ich mich als Fotograf mit der Persönlichkeit meines Gegenübers überhaupt schon mal beschäftigt (nicht bei Bezahl-Model)? Das geht ganz gut, wenn man mal nachfragt, was SIE unter dem Thema „Akt“ versteht und was „SIE“ gerne mal machen würde.
  • Habe ich meinem Modell Zeit und Raum gegeben das plötzliche Nackt-sein zu verkraften, zu akzeptieren? War ich der Elefant im Porzellanladen: “Ausziehen!“ oder war ich sehr behutsam. (Gilt nicht bei Bezahl-Model - da ist Zeit nämlich Geld)
  • Habe ich mir ausreichend Zeit für die Session genommen? Nichts tötet Stimmungen mehr, als Zeitdruck.
  • Will ich etwas, was für mein Gegenüber (vielleicht auch nur heute) unmöglich ist (Bondage ist nicht jeder Frau’s Sache - auch wenn ich mir dieses Thema noch so sehr in den Kopf gesetzt habe)?
  • Kann ich mein Model dennoch dafür begeistern? Oder muss ICH umdisponieren?
  • Habe ich Anzeichen von Hemmung/Ablehnung gesehen/übersehen?
  • Warum ist das Mädel so steif? - Unsportlich? Angst vor der eigenen Courage?
  • Was habe ich getan, dass sich mein Modell bei mir wohlfühlt (Trinken? -keinen Alkohol!- Hunger? - Musik?) - Ist es zu kalt (Gänsehaut)? Oder zu warm (Schweiß schießt aus den Poren)? Frag’ doch gelegentlich mal nach dem Befinden der Abgelichteten. Das bringt garantiert Pluspunkte!
  • Bin ich bereit, das was ich eigentlich vor hatte, auf den geistigen Müll zu kippen (nicht bei Bezahl-Model: geht nicht gibt’s da nicht!), wenn es nicht umgesetzt werden kann.
Der Betrachter des fertigen Bildes empfindet eine Ablehnung eines Models auch! Meist völlig unbewusst. Er hat im Unterbewusstsein ein unwohles Gefühl. „Irgendetwas ist auf dem Bild nicht ok - nur was?“ Vielleicht liegt es schon daran, dass dem Körper eine gewisse Spannung fehlt. Schlaksig rumstehen deutet auf keine Regie, keine Lust, keine Ansprache aber auch auf eigene Probleme des Fotografen hin. Bilder ohne Gesicht sind ein bisschen einfacher. Aber auch da gehört Spannung in den Körper / das Bild. Gekonnte Lichtführung arbeitet die „Vorzüge“ des Modells gezielt heraus. Wichtig: Nicht nur das Modell hat eine psychische Stress-Situation, sondern auch der (Hobby-) Fotograf. Das muss man sich und seinem Modell unbedingt eingestehen. Vor physischen Hochleistungen müssen die psychischen Befindlichkeiten abgearbeitet sein. Dem Modell Sicherheit geben (insbesondere im Freien). Beide (!) kümmern sich um eine Spanner-freie Umgebung. Beide kümmern sich um griffbereite Klamotten.
Und noch etwas: Bitte unbedingt VOR dem Shooting die Bild- und Nutzungsrechte abklären. Fotograf und Modell müssen sich völlig im Klaren sein, was mit den fertigen Bildern geschieht. Habt ihr nicht gesprochen und keinen VERTAG gemacht, arbeiten BEIDE für den Mülleimer! Von dem persönlichen Verdruss einmal ganz abgesehen.

Und jetzt: Viel Spaß beim Ausprobieren und immer GUT LICHT

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